Ich finde es super, dass Fotografinnen und Fotografen sich gegenseitig fotografieren. Und bin selbst sehr aufgeschlossen dafür, hab die kurzweilige Session sehr genossen. Es sollte mehr davon geben!

Ich weiß, es klingt legendär, aber Sofia hat ganz wesentlich dazu beigetragen, dass ich meine ersten Filme belichtet und auch selber entwickelt habe!

Daraufhin wurde mir das Mostviertel zu provinziell und ich bin nach Wien gezogen. Dort habe ich, obwohl ich bereits die Meisterprüfung hinter mir hatte, als 22-jähriger „Assi de Luxe“ begonnen für renommierte Fotografen und Fotografinnen zu arbeiten.

Der Feedback-Geber sollte immer in der Lage sein, auch etwas Positives zu sagen. Im Idealfall in der Sandwich-Technik. Sprich: Plus, minus, plus.

Wir haben in einer Lagerhalle eine wirklich große, schwere, freistehende Badewanne auf ein fahrbares Holzgerüst montiert, mit Wasser gefüllt und mehrmals von links nach rechts geschoben, also immer wieder an der Kamera vorbei, damit es ordentlich spritzt. Darin saßen die Kinder und hatten unglaublich viel Spaß.

Ich mag ja das Bild, dass ich mich im Haus der Fotografie befinde und unter diesem Dach die Fotografie viele Zimmer für mich bereithält. Sowohl als Fotograf mit der Kamera in der Hand, als Netzwerker für die Gemeinschaft der Berufsfotografie, als Gestalter und Leiter der neuen WIFI Meisterklasse für Fotografie, als Vortragender an der FH Vorarlberg.


Portrait und Interview mit Matthias Weissengruber, geb. 1974, selbständiger Fotograf, Obmann & Sprecher der Vbg. Berufsfotografie (WKV), Lehrbeauftragter für Fotografie an der FHV sowie diplomierter Lebens- & Sozialberater.

CA: Was hat dich dazu bewogen dich auf meinen Aufruf zu melden, um bei einem der letzten Shoots in meinem kleinen Studio Modell zu sein?

MW: Einerseits finde ich deine Arbeit spannend und verfolge deinen Werdegang als Fotograf schon eine geraume Zeit. Andererseits finde ich es auch sympathisch, dass du hauptberuflich als Volksschullehrer tätig bist und die Fotografie als Nebenberuf betreibst. 

Neugierig war ich auch auf dein kleines Studio [Anm.: Im ehemaligen Jugendzentrum von Schruns], von dem ich schon einiges gehört habe. Ich finde es auch super, dass Fotografinnen und Fotografen sich gegenseitig fotografieren und bin selbst sehr aufgeschlossen dafür. Deine Idee habe ich sehr befürwortet, es sollte mehr Shootings wie dieses geben und eine Serie daraus werden, zB auf der Website der Vbg. Berufsfotografie oder im Portfolio, dem Magazin der österr. Bundesinnung. Die kurzweilige Session habe ich sehr genossen. War ein ganz feines Shooting und eine klasse Begegnung!

CA: In welchem Alter hast du begonnen zu fotografieren und wie ist es dazu gekommen?

MW: Es war 1988, ich war ungefähr 14 und am Gymnasium in Amstetten, als ich die ersten Filme belichtet habe. Damals bin ich unterstützt worden von meinem Vater und einem Onkel, der gerne fotografiert hat. Meine erste Kamera war die Zenit EM, die du auch gesehen hast [Anm.: Beim Shoot]. Ein russisches Fabrikat mit eingebautem Belichtungsmesser und Zeiger, der anhand der jeweils eingestellten ISO-Zahl die richtige Zeit-/Blenden-Kombination vorschlug.

Tatsächlich war es dann so, dass ich mir als schlechter Schüler überlegt habe, das Gymnasium abzubrechen. Ich habe mich also beim ortsansässigen Fotografen in meinem Heimatort Amstetten beworben und der hat mich circa ein halbes Jahr später, kurz nach meinem desaströsen Semesterzeugnis in der zehnten Schulstufe, eingeladen, die 3-jährige Lehre zum Fotograf bei ihm zu beginnen, weil gerade eine andere Person abgesprungen ist.

Es gibt aber auch dazu noch eine Vorgeschichte. Und zwar die, dass mein Schwarm, die Sofia, mit der ich ab dem Gymnasium in derselben Klasse war, das Freifach Fotografie und Labortechnik besuchte, das unser Religionslehrer angeboten hat. Und ich dann tatsächlich – ich glaube, es war die fünfte Klasse – dieses Freifach ebenfalls gewählt habe, um Sofia unauffällig näher sein zu können. Es ist eine wahre Geschichte! Ich weiß, es klingt legendär, aber Sofia hat ganz wesentlich dazu beigetragen, dass ich meine ersten Filme belichtet und auch selber entwickelt habe! (lacht)

CA: Welche persönliche Erfahrung oder Begegnung hat dein Verständnis von Fotografie am stärksten geprägt und wie hat sich dies auf deine Arbeit ausgewirkt?

MW: Ich habe im Laufe meiner Ausbildung natürlich auch mehrere Mentoren und Mentorinnen gehabt. Einer war mein ehemaliger Lehrherr, Christian Hinterndorfer, der ein sehr breit gefächertes Spektrum an Tätigkeiten als Fotograf angeboten hat – vom Passbild über Hochzeitsfotografie bis hin zur Industriefotografie – was mir als 15- bis 18-jährigem Jungfotograf einen sehr breiten Einblick vermittelt hat.

Danach Elmar Riegler, der damals aus seiner Garage heraus einen Fotoartikel-Versand betrieben hat und mir sein Studio und sein Equipment zur Verfügung gestellt hat. Beide Personen haben glücklicherweise sehr früh sehr viel Vertrauen in mich als Fotograf gehabt. Elmar hat schliesslich in Amstetten mit zwei Geschäftspartnern ein Fotogeschäft mit Studio eröffnet und ich durfte hauptverantwortlich fotografieren.

Daraufhin wurde mir das Mostviertel zu provinziell und ich bin nach Wien gezogen. Dort habe ich, obwohl ich bereits die Meisterprüfung hinter mir hatte, als 22-jähriger Mann begonnen zu assistieren, und zwar für renommierte Fotografen und Fotografinnen, die damals, Ende der 90er Jahre in Wien, gut gebucht waren. Und das war natürlich mit die prägendste Zeit, weil ich bei sehr, sehr guten Leuten anheuern durfte. 

Zunächst Markus Rössle, mit dem ich fast 2 Jahre lang für prominente Kunden wie Levi’s, Volkswagen & Bosch u.a. in Australien und Kalifornien geshootet habe. Später wurde ich durch die Agentur Weinper als „Assi de Luxe“ an Fotograf:innen vermittelt. Rick Burger, Joachim Haslinger, Gerhard Heller, Marcel Gonzalez-Ortiz, Anders Overgaard, Georg Schlosser, Suzy Stöckl, Michael Winkelmann, … um nur einige zu nennen, denen ich assistieren und von denen ich lernen durfte. Das war eine ganz besonders wertvolle Schule.

Darüber hinaus habe ich während dieser Zeit, das war 1997 bis 2000, Friedl Kubelkas Schule für künstlerische Fotografie besucht. Friedl war die Grande Dame und hat ganz tolle Leute eingeladen, zum Beispiel Wolfgang Tillmanns (hat 2000 den Turner Prize der Tate Gallery erhalten). Das Künstlerpaar Muntean & Rosenblum. Orlan, eine französische Body Art Künstlerin, zu der wir eine Exkursion nach Paris gemacht haben. Franz Schuh als Literat. Monika Faber als Historikerin. Das war eine ganz, ganz wertvolle Zeit und hat mich auch in meiner Haltung stark geprägt. 

Was ich auch ganz besonders gern mag, ist die Zusammenarbeit mit meinen Studierenden an der FHV, die doch ein bedeutendes Stück jünger sind als ich, mit ihren plus-minus 20 Jahren und die mir auf der Basis meiner Aufgaben an sie immer wieder neue Sichtweisen und neue Blickwinkel aufzeigen, was ich extrem erfrischend finde.

CA: Angesichts der ständigen Weiterentwicklung von Technologie und Trends in der Fotografie – ist es dir wichtig immer auf dem neuesten oder besten Stand der Technik zu sein? Oder siehst du es pragmatisch: der Fotograf macht das Bild, Equipment ist nicht so wichtig.

MW: Es gibt den wahren Spruch, den ich auch gerne bei Shootings anbringe: „Die beste Bearbeitung findet vor der Aufnahme statt.“ Diese Aussage ist, glaube ich, vielsagend. In dieser Hinsicht bin ich pragmatisch. Der Fotograf, die Fotografin, macht das Bild. Das Equipment ist hilfreich und klarerweise sind die technologischen Aspekte interessant und berücksichtigenswert. Aber es gibt so viel mehr als die Technologie, die uns zur Verfügung steht. Von der Idee über das Konzept, die Umsetzung, die Teamentwicklung, wie man mit Menschen umgeht, der Impact eines Fotos, all das. Insofern ist die Technologie nur ein sehr geringer Aspekt der Fotografie für mich. Aber ich schätze beispielsweise die KI und habe sie auch schon für Shootings eingesetzt. Demnächst erscheint mein erstes KI-gestütztes Titelbild, ein Musiker auf dem Cover der „Zeitschrift für Kultur & Gesellschaft“. Kürzlich habe ich eine Anfrage bekommen von einem Buchautor, der vom Klimawandel schreibt und von mir ein Bild von einem Eisbär unter einem Sonnenschirm an einem Pool möchte – mittels KI natürlich nichts leichter als das. Binnen Minuten! Und wenn man so wie du prompten gelernt hat, dann kommen die Ergebnisse natürlich immer noch besser raus. Wäre ein eigenes Thema und ein eigenes Gespräch wert.

CA: Mit der ständig wachsenden Präsenz von sozialen Netzwerken und der stetig steigenden Anzahl von veröffentlichten Bildern im Internet, wie gehst du persönlich mit dem Druck um, dich zu präsentieren und deine Arbeit in diesem Umfeld zu positionieren?

MW: Ich bin nicht sonderlich stark in sozialen Medien, ich pflege Kontakte gerne direkt. Und ich glaube, das schätzen auch viele meiner Kundinnen und Kunden. Darüber hinaus bin ich seit 35 Jahren in der Branche und habe mir schon eine große Anzahl an Stammkundinnen und Stammkunden aufbauen dürfen.

Mein Interesse als Fotograf geht zudem über die Arbeit mit der Kamera in der Hand hinaus: Neben der klassischen Tätigkeit des Fotografen darf ich unterrichten und ich schätze die Tätigkeit für die Fachgruppe [Anm.: Fotografische Salons, Ausstellungen, Weiterbildung]. Weiters habe ich aus persönlichem Interesse eine Ausbildung zum Lebens- & Sozialberater gemacht und bin mittlerweile auch im psychosozialen Bereich tätig.

Ich sehe also den Druck für mich persönlich nicht, in den sozialen Medien ständig präsent zu sein. Das ist für mich ein bisschen Luxus. Aber nichtsdestotrotz sehe ich die Notwendigkeit der sozialen Medien als Auslage, insbesondere für junge Fotografinnen und Fotografen. Die sich am Markt, der immer schwieriger wird, behaupten möchten.

Foto-Coaches, wie zum Beispiel Silke Güldner, messen dem Marketing mittlerweile eine extrem hohe Bedeutung bei, um als Fotograf:in erfolgreich zu sein. Aber das wäre ein eigenes Thema, das eine oder mehrere Podcast-Folgen füllen könnte.

CA: Hast du jemals ein Foto gemacht, das du später bereut hast oder das zu Kontroversen geführt hat? Wenn ja, kannst du etwas dazu erzählen?

MW: Zum Begriff „Kontroversen“ fällt mir kein konkretes Foto ein, sondern eher der Umgang mit den Bildrechten. Ich musste noch nie prozessieren, habe aber schon relativ oft feststellen müssen, dass Fotos von mir widerrechtlich durch Dritte verwendet wurden, woraufhin ich selbstverständlich einen Ausgleich suche. Zuletzt hat eine berufliche Haftpflichtversicherung meine Forderung übernommen, es gibt so gut wie immer außergerichtliche Lösungen. Und sollte es mal wirklich haken, helfen die motivierten Anwält:innen des RSV, das ist der Rechtsschutzverband der österr. Berufsfotografie.

CA: Wie gehst du mit Kritik oder Feedback zu deinen Fotos um?

MW: Feedback ist mir ausgesprochen willkommen, sofern es konstruktiv ist. Es gibt Feedback-Regeln. Der Feedback-Empfänger sollte bereit sein, Feedback hören bzw. empfangen zu wollen. Der Feedback-Geber sollte immer in der Lage sein, auch etwas Positives zu sagen. Im Idealfall in der Sandwich-Technik. Sprich: Plus, minus, plus. Damit der Feedback-Empfänger das wirklich annehmen und es sich zu Herzen nehmen kann. Das ist auch ein großes Thema an der FH und in anderen Unterrichtssituationen. Aber ja, mir ist es willkommen und ich wünsche mir das auch von meinen Kolleginnen und Kollegen und Studierenden. Wie sonst könnten wir wachsen?

CA: Welche Rolle spielt Emotion in deiner Fotografie?

MW: Dazu fällt mir einerseits die Werbefotografie ein, in der sich die Kund:innen immer wieder Emotionen wünschen und von mir in meinen Bildern auch bekommen. Das heißt, da ich ja hauptsächlich People-Fotograf bin und insofern mit Werbekund:innen zu tun habe, geht es darum, Situationen und Menschen vorteilhaft abzubilden und davor eine Stimmung zu erzeugen, in der sie sich wohlfühlen. Und ich glaube, dass mir das immer wieder gut gelingt und ich auch deshalb immer wieder gebucht werde. Und auch mit Laien vor der Kamera funktioniert es meiner Erfahrung nach sehr gut.

Von Visagist:innen & Stylist:innen werde ich häufig gelobt für meine freundliche und vor allem auch geduldige Art. Ich verbreite offenbar viel Ruhe am Set. Das haben die mir zugutegehalten.

Abgesehen davon habe ich viele, viele Hochzeiten fotografiert, insbesondere von circa 2006 bis 2018. Auch in diesem Bereich spielt die Emotion eine riesengroße Rolle und ich bin auf Hochzeiten ganz besonders auf der Suche nach den emotionalen Momenten. Nicht nur was das Brautpaar betrifft, sondern auch alle anderen Personen, die anwesend sind.

Zum Begriff Emotion fällt mir auch das Wort Impact ein. Bei Wettbewerben beispielsweise ein ganz wichtiger Faktor: Welchen Impact hat das Bild auf die Jury, welche Emotionen löst das Bild bei der Jury aus?

Auch bezüglich meiner Unterrichtstätigkeit fällt mir dazu ein, dass ich den Studierenden gerne einbläue, dass der Impact ihrer Bilder etwas ganz besonders Wichtiges ist und sie sich doch bitte Gedanken darüber machen sollen, ob ihre Bilder nur bei sich selbst Emotionen auslösen, also bei der Person, die das Bild erzeugt, oder möglicherweise und hoffentlich auch bei anderen Betrachter:innen ihrer Fotos.

CA: Wie gehst du mit Herausforderungen oder Blockaden in deiner kreativen Arbeit um?

MW: Ich beschäftige mich dann ganz einfach mit etwas anderem, bis die Motivation und damit die Ideen zurückkehren. Zum Beispiel bin ich ausgesprochen interessiert an psychosozialen Themen. Wie vorhin schon erwähnt, habe ich eine Ausbildung zum Lebens- und Sozialberater gemacht. Und bin als solcher derzeit vor allem als Sexualpädagoge aktiv. Die Fotografie ist also nicht mehr mein einziger Beruf, nachdem ich fast 35 Jahre lang ausschließlich von der Fotografie gelebt habe.

Selbstverständlich hatte ich auch schon Blockaden. Teilweise musste die Fotografie sich dann damit begnügen, Einkommensquelle zu sein. Also sprich, ich habe mich nicht immer kreativ und schöpferisch gefühlt als Fotograf. Teilweise war ich einfach Erfüllungsgehilfe meiner zahlenden Kunden. Und auch das ist vollkommen in Ordnung.

CA: Wenn deine Kamera plötzlich ein Eigenleben entwickeln würde und dir eine Nachricht übermitteln könnte, welche Botschaft würdest du wahrscheinlich von ihr erhalten?

MW: Großartige Frage Cornelius. Aktuell bin ich viel mit Administration und Planung beschäftigt. Insofern schreit sie mir aus meinem Kameraschrank zu: „Benutze mich!“ Glücklicherweise fotografiere ich eine Hochzeit am Samstag (lacht). Da wird sie sich freuen über viele emotionale Motive.

CA: Gibt es ein bestimmtes Foto oder Projekt von dir, das für dich eine besondere Bedeutung hat? Wenn ja, kannst du was dazu erzählen?

MW: Dazu fällt mir natürlich viel ein. Zu viel, als dass ich hier alles erzählen könnte. Aber ein Projekt, das letztlich mein fotografisches Repertoire um die Hochzeitsfotograf ergänzt hat, ist es wert, geteilt zu werden:

Und zwar war das im Frühling 2006, als mich die zukünftige Frau von Jan Ullrich kontaktiert hat. Jan Ullrich war Fahrradprofi und Tour de France Sieger und hat später leider traurige Berühmtheit durch seine Doping-Vergangenheit erlangt. Sarah, seine Verlobte, hat mich kontaktiert und angefragt für die 3-tätige Hochzeit in Lech im September 2006. Sie hat mir aber nicht verraten, wer der Bräutigam sein wird. Hat nur gesagt, sie wird auf jeden Fall darauf hinweisen, dass sie mich gerne als Fotograf für die Hochzeit hätte. Dann habe ich gegoogelt, wer denn die Sarah ist und habe sie nur an der Seite von Jan Ullrich gefunden. Ich habe gedacht, ich träume, weil ich damals auch ein sehr ambitionierter Radfahrer war und eine erfolgreiche Vergangenheit als Hobby-Sportler hinter mir habe. Schlussendlich durfte ich im September 2006 die Hochzeit von Sarah und Jan fotografieren. Es wurde eine Bunte-Titelstory mit mehreren Doppelseiten im Blattinneren. Dieser Anlass hat mich zum Hochzeitsfotografen gemacht! (lacht)

Weiters finde ich eine Strecke für einen Großhändler von Sanitär-Bedarf immer noch sehr erwähnenswert. Wir haben sehr viel Aufwand damit betrieben, vier Kinder in einer Badewanne zu fotografieren. Die Motive waren vor allem gedacht für LKW-Planen. Es sollten sozusagen bewegte Bilder sein. Wir haben in einer Lagerhalle eine wirklich große, schwere, freistehende Badewanne auf ein fahrbares Holzgerüst montiert, gefüllt und mehrmals von links nach rechts geschoben, also immer wieder an der Kamera vorbei, damit es ordentlich spritzt. Darin saßen die Kinder und hatten unglaublich viel Spaß. Das gab ein sehr fröhliches, bewegtes und lebendiges LKW-Motiv. Die Kinder waren unter anderem mein damals circa sechsjähriger Sohn und mein vierjähriger Neffe und ein Freund von den beiden und dessen kleine Schwester. Immer noch eins meiner schönsten Werbesujets.

Abgesehen davon gibt es noch ein freies Projekt, von dem ich gerne erzähle, und zwar anlässlich der Präsidentschaftswahl 2016. Van der Bellen gegen den – wie hieß er, der FPÖ-Mann? Hofer! Jedenfalls war das die erste große Polarisierung in der österreichischen Innenpolitik zwischen ganz links und ganz rechts, also zwischen Grün und Blau. Ich habe sehr viel Trennendes in der Politik festgestellt und wollte ein Projekt machen zum Thema „verbinden statt trennen“ Daraufhin habe ich mehrere Personenpaare fotografiert, zum Beispiel eine Frisörin und ihre Angestellte. Zwei Personen, die in einem Gartenprojekt miteinander arbeiten. Und zwei Arbeitskollegen. Von denen war jeweils eine Person bekennender FPÖ-Wähler und die andere bekennende Grün-Wählerin. Und die habe ich miteinander portraitiert und damit eine Ausstellung in Feldkirch bespielt. Immer noch eine schöne Erinnerung!

CA: Gibt es eine Bildidee, die du schon lange umsetzen willst, aber noch nicht dazu gekommen bist? Magst du sie preisgeben?

MW: Ehrlicherweise habe ich aktuell kein schwelendes Projekt, aber ich bin fasziniert von den Möglichkeiten, die mir die KI eröffnet und werde mich demnächst intensiv damit befassen, wie ich meine absurden Ideen mit Hilfe der KI zum Leben erwecken kann. Aber ich verrate noch keine davon.

CA: Welche Wünsche, Hoffnungen oder Ziele hast du für deine fotografische Arbeit in der Zukunft?

MW: Naja, dass sie mich zumindest weitere 15 Jahre beruflich begleitet. Ich mag ja das Bild, dass ich mich im Haus der Fotografie befinde und unter diesem Dach die Fotografie viele Zimmer für mich bereithält. Sowohl als Fotograf mit der Kamera in der Hand, als Netzwerker für die Gemeinschaft der Berufsfotografie, als Gestalter und Leiter der neuen WIFI Meisterklasse für Fotografie, als Vortragender an der FH Vorarlberg. Es gibt innerhalb der Fotografie ganz, ganz viele Anknüpfungspunkte für mich und insofern wünsche ich mir, dass sie mir treu bleibt und verspreche auch ihr treu zu bleiben, auch wenn mich gewisse andere Bereiche beruflich ebenfalls reizen. So leite ich ja nebenberuflich sexualpädagogische Workshops für Schüler:innen und werde möglicherweise in Kürze auch in der Männer- & Paar-Beratung tätig. Aber das steht noch auf einem Blatt, das erst noch beschrieben werden muss.

CA: Danke für die ausführlichen Antworten!

MW: Ich danke dir für den spannenden Austausch, Cornelius!